16. Februar 2022 Thema: Blog Von Sebastian Rötzer
Die katholische Kirche macht zur Zeit mit schwierigen Themen in den Schlagzeilen. Doch nicht nur der Umgang mit Kindesmissbrauch, verschiedenen Formen von Sexualität, der Zölibat oder die Stellung von Frauen in der Hierarchie der Kirche sind große „Baustellen“.
Auch vor Ort, wo der Begriff „Kirche“ durch engagierte, oftmals ehrenamtlich tätige Christen mit Leben gefüllt wird, sind andere, aber ebenfalls wichtige Fragestellungen zu beantworten.
Der Schwund der Gläubigen, zurückgehende Gottesdienstbesuche, mangelnder Priesternachwuchs – diese Entwicklungen erfordern immer drängender Reaktionen und Antworten. In der Erzdiözese Freiburg wurde daher das Projekt „Kirchenentwicklung 2030“ angestoßen. Im Kern geht es dabei um die Kirchenentwicklung vor Ort in den Gemeinden und Pfarreien.
Ich bin kein regelmäßiger Kirchgänger, engagiere mich nicht in der Kirche. Trotzdem bin ich nicht glaubensfern und nehme die Arbeit der Kirche vor Ort durchaus positiv wahr. Das war der Grund, warum ich gestern die öffentliche Pfarrgemeinderatssitzung besuchte. Diese Sitzung war ganz der Vorstellung des aktuellen Standes des Projekts Kirchenentwicklung 2030 gewidmet.
Anders als erwartet gab es keinen Vortrag mit reiner Informationsweitergabe. Mit einer offenen, die Anwesenden direkt einbindenden Moderation wurden Fragen zur Entwicklung der Kirche vor Ort aufgeworfen und Antworten und Impulse gesucht. Davon war ich positiv überrascht und beteiligte mich, sozusagen als Außenstehender, an der Diskussion.
Das Projekt ist auf dem Weg. Der Dekan sprach von einem langen Atem, der notwendig sei und vielen Entscheidungen und Antworten, die auf diesem Weg fallen und gegeben werden müssten. Welche Rolle spielen Kirche und Glaube im Leben der Menschen? Wo sind die Pfarrer angesiedelt? Wieviele wird es in Zukunft geben? Wo und wann finden Gottesdienste statt, in welchen Kirchen? Auf was kann oder muss verzichtet werden? Wie sollen die Ehrenamtlichen zusammenarbeiten? Investiert die Kirche zu viel Geld und Ressourcen in Steine und zu wenig in Menschen? Viele Fragen sind noch offen. Dekan Dr. Meisert formulierte es positiv: „Der freie Raum kann durch uns gefüllt werden.“
Sicher ist, dass aus dem bisherigen Katholischen Dekanat Endingen-Waldkirch eine große Pfarrei werden soll. Die Kirche vor Ort ist auf dem Weg. Der gestrige Abend hat mir Mut gemacht. Denn auch in unserer Zeit ist die Kirche nach wie vor ein wichtiger, auch kommunalpolitisch relevanter Player. Ich erlebe in der Kirche vor Ort engagierte Christinnen und Christen, die unter schwierigen Bedingungen ihre Ideale leben. Diesen Menschen gebührt mein Respekt.
Für alle, die es genau wissen wollen: Link zur Projektseite des Dekanats